Gedanken Im Alltag

In jeder Krise steckt auch eine Chance – Meine persönliche Corona-Challenge

Irgendwie kann ich es noch gar nicht wirklich glauben. Noch vor wenigen Wochen habe ich mich mit der Frage beschäftigt, welche Hilfe und Unterstützung wir in unserem FraX-Alltag noch in Anspruch nehmen könnten („Von Überforderung und Selbsterkenntnis: Ja, wir brauchen Hilfe“), vor allem wie wir unseren Fips noch besser betreuen lassen könnten. Ich fühlte mich völlig überfordert mit allem und spürte, dass ich mehr Abstand brauchte – vom Alltag und vor allem von meinem Kind. Ich hatte regelrecht Angst davor, Zeit mit ihm zu verbringen (Hochsensibilität im Alltag mit einem FraX-Kind“). Und heute? Nur wenige Wochen später ist die Welt eine völlig andere. Die Welt da draußen. Und meine eigene.

Von heute auf morgen stand ich – wie so viele Mütter – vor der Herausforderung, mein Kind 24 Stunden rund um die Uhr zu betreuen. Fünf Wochen lang. Kein Kindergarten, keine Nachmittagsbetreuung, keine Unterstützungsmöglichkeit durch Oma und Opa. Noch vor wenigen Tagen hätte ich mich bei einer solchen Ankündigung am Rande eines Nervenzusammenbruchs gesehen. Und heute? Heute bin ich mitten drin. Nein, nicht im Nervenzusammenbruch – sondern im Vollzeit-Mama-Modus. Und das mit unglaublicher Motivation! Ich bin überrascht, wie entspannt ich die neue Situation angenommen habe. Statt die kommenden Wochen als Bedrohung zu sehen und schon jetzt zu verzweifeln, lasse ich alles auf mich zukommen und freue mich sogar auf diese Herausforderung. Sicher ist die Gesamtsituation im Rahmen der Corona-Krise eine große Belastung für uns alle. Doch ich möchte versuchen, das Positive darin für mich zu erkennen. Ich sehe es als Chance, meine eigene Stärke zu entdecken, mein Muttersein aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Mit neuer Motivation, mehr Kreativität und auch mehr Gelassenheit – wo nötig.

Woher der plötzliche Sinneswandel kommt, weiß ich selbst nicht so genau. Vielleicht hilft mir das Reiki, mit dem ich vor kurzem angefangen habe. Oder zeigt sich möglicherweise in solchen Ausnahmesituationen wie dieser, wozu wir tatsächlich fähig sind? Welche Stärken wir entwickeln können? Ehrlich gesagt ist es mir im Moment egal, woher meine neue Energie kommt. Ich möchte sie einfach nutzen und so weit es geht mit durch diese lange Zeit tragen. Natürlich geht das nicht ganz ohne Plan. Ich brauchte eine Orientierung, wie wir die kommenden Tage und Wochen am besten gestalten. Und die Ideen kamen relativ schnell:

  1. Raus an die frische Luft – meine persönliche Corona-Lauf-Challenge
    Jeden Vormittag ca. eine Stunde walken gehen – das geht auch super mit Reha-Buggy. Nachmittags nochmal ein ausgiebiger, aber entspannter Spaziergang. Ich freue mich auf dieses ganz neue Fitness-Programm. Schöner Nebeneffekt: Die frische Luft tut uns beiden gut.
  2. Erste Fahrversuche mit dem neuen Therapiefahrrad
    Auch wenn sich unser Fips noch gegen sein neues Therapiefahrrad wehrt, weil er das sonst nur aus seiner Ergo-Stunde kennt: Wir haben jetzt fünf Wochen Zeit, um uns daran zu gewöhnen.
  3. Neue Rezeptideen für Kinder ausprobieren.
    Endlich mal wieder was Neues ausprobieren! Im Alltag fehlt ehrlich gesagt viel zu oft die Muße dazu. Vor allem bunt darf es sein (z.B. mit Rohkost, Obst und natürlich farbenfrohem Geschirr) und knuspern muss es für unseren Fips (z.B. mit Knäckebrot, Cornflakes, Salzbrezeln, Rohkost…) Einfach mal wieder kreativ sein!
  4. Kitzeln, schmusen, toben und viel lachen
    Hauptsache es macht Spaß! Dafür bleibt jetzt viel Zeit – und die nehme ich mir! Schöner Nebeneffekt: Die Nähe wird uns beiden guttun.
  5. Alte und neue Spielsachen entdecken
    Ein Blick in die vollen Regale und Schränke des Kinderzimmers – und es wird so einiges zu erleben geben. Was haben wir schon lange nicht mehr gespielt? Was wollten wir schon immer mal ausprobieren? Jetzt darf ich kreativ werden! Malen, puzzeln, kneten, Bücher anschauen, Duplo Lego, Playmobil, Höhle bauen… Langweilig wird uns bestimmt nicht!
  6. Entspannt bleiben – und keine zu hohen Ziele setzen
    Wenn der Fernseher mal eine viertel Stunde länger läuft, wenn alltägliche Handgriffe mal wieder länger dauern – bitte keinen Stress. Wir haben alle Zeit der Welt! Zwischendurch darf beim Spielen oder bei den alltäglichen Dingen auch mal der therapeutische Hintergedanke mitspielen – aber wenn es nicht so ist: Auch gut! Einfach mal die Zeit genießen. Und wenn es knirscht und die Nerven blank liegen: In Zeiten wie diesen gehört auch das dazu.
  7. Zwischendurch ist Mama-Zeit!
    Ja, auch das steht auf dem Programm. Kleine Auszeiten für Mama. Zwar anders als sonst – aber sie gehören dazu. Morgens einfach den Wecker früher stellen, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken und dann das Nötigste am PC zu erledigen – die Arbeit kann ja auch nicht liegen bleiben. Später, wenn er seine Kinderserien schaut oder Mittagsschlaf macht, kann ich ebenso noch einiges abarbeiten, und abends, wenn er schläft – einfach mal die Füße hochlegen und gerne auch mal ein Glas Wein oder Sekt genießen.

Die ersten zwei Tage haben wir bis jetzt schon sehr gut überstanden – und ich freue mich auf viele weitere.

Euch allen, die Ihr ebenfalls durch die aktuelle Krise stark gefordert seid, wünsche ich von Herzen ganz viel Kraft und Zuversicht, damit Ihr gut durch diese Zeit kommt. Bleibt alle schön gesund!

Eure Steffi

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