Ehe & Familie

Urlaub mal anders: Unser Familienurlaub mit einem „besonderen“ Kind.

„Fahrt Ihr eigentlich auch weg?“ Diese Frage höre ich in letzter Zeit immer wieder. Schließlich sind es nur noch wenige Tage bis zu den Sommerferien. Meine Antwort ist immer die gleiche: „Nö.“ Aber meist erspare ich es mir, den eigentlichen Grund dafür zu erklären.
Was für andere Familien jedes Jahr ein Highlight ist, gibt es für uns nicht. Den „großen Sommerurlaub“. Warum eigentlich? Was könnte es denn Schöneres geben als ein gemeinsamer Sommerurlaub mit der eigenen kleinen Familie? Och, da fallen mir spontan viele Dinge ein. Sehr viele Dinge. Bei diesem Thema ticken wir irgendwie anders.

Hach, was war das schön… Familienurlaub als Kind

Als ich noch klein war, fieberten meine Schwester und ich jedes Jahr auf die Sommerferien und unseren Sommerurlaub hin. Es war etwas ganz Besonderes, wenn wir „mitten in der Nacht“ geweckt wurden und in den frühen Morgenstunden im Dunkeln aufbrachen. Wir hatten unsere kleinen Köfferchen gepackt (natürlich nur für unsere Puppen) und waren ganz aufgeregt vor der langen Fahrt in die Berge. Wir durften die „große weite Welt“ entdecken. Österreich, Italien, Dänemark – so viele einmalige Erlebnisse und unvergessliche Eindrücke. Noch heute habe ich viele wunderbare Erinnerungen an unsere jährlichen Familienurlaube.

Familienurlaub heute – Stress pur?!

Doch das ist Vergangenheit. Gut behütet in meinem Herzen. In meiner Gegenwart gibt es diese Familienurlaube nicht. Eigentlich wären wir als Eltern jetzt an der Reihe, unserem Fips solche unvergesslichen Urlaube zu schenken. Doch heute, in der aktuellen Situation – mit unserem FraX-Kind – sehe ich das alles anders. Wenn ich mir einen Familienurlaub für unsere kleine Familie so vor Augen ausmale, sehe ich keinen Spaß, sondern viel Stress. Und den möchte ich mir und uns ersparen. Natürlich ist ein Familienurlaub ist aus Sicht der Mütter oder Eltern immer etwas anderes als aus Sicht der Kinder. Für Mütter bedeutet es zunächst mal viel Planung und Vorbereitung. Wäsche waschen, Koffer packen, Aufgaben verteilen wie Blumen gießen, Briefkasten leeren usw. Und natürlich ist ein Familienurlaub kein Entspannungsprogramm für die Eltern. Das ist ja mal klar. Aber das soll es ja auch gar nicht sein. Es soll eine schöne Zeit mit den Liebsten sein. Endlich mal wieder Zeit miteinander verbringen, Neues erleben, Spaß haben. Ja, es soll vor allem Spaß machen!

Doch wie soll das funktionieren mit einem Kind, das keine große Freude hat an neuen Orten und Umgebungen, an ungewohnten Abläufen und vielen fremden Menschen? Was im Alltag schon oft eine Herausforderung ist, wird auch im Urlaub den Tagesablauf bestimmen. Will ich das wirklich? Nein. Es bereitet mir schon im Vorfeld Stress. Vielleicht gehen andere Mütter entspannter mit solchen Voraussetzungen um. Das mag sein. Aber ich kann es nicht. Zumindest jetzt nicht. Wenn ich Urlaub mache, dann möchte ich mich doch auch darauf freuen! Ich mache den Urlaub doch für uns als Familie – und nicht, weil es alle anderen so machen.
Urlaub ist schließlich dazu da, um gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen und daraus Kraft zu tanken für den Alltag. Dazu müssen wir doch nicht unbedingt eine Woche verreisen!

Urlaub mal anders.

Dann sieht unser Urlaub eben anders aus. Unser Fips kann doch genauso viel Spaß haben wie andere Kinder, auch wenn wir nicht weit wegfahren. Es gibt so viele schöne Fleckchen zu entdecken, die manchmal viel näher sind, als uns bewusst ist. Die hessische Rhön liegt uns zu Füßen – das ist doch ein tolles Ziel für einen Tagesausflug! Und selbst das ist ja schon mutig, wie wir aus der Erfahrung heraus wissen. Aber immerhin: Wir wären schnell wieder zuhause und sind als Familie wesentlich entspannter, wenn wir abends unsere gewohnte Umgebung haben.
Und wer weiß – vielleicht sieht die Welt in zwei oder drei Jahren schon wieder anders aus. Aber heute ist es unsere Welt. Unser Welt mit dem fragilen X-Syndrom. Ohne große Urlaubsreise, aber mit vielen kleinen Glücksmomenten im Alltag, die für uns als Familie so wichtig sind. Wenn ich so darüber nachdenke, fallen mir spontan schon gleich ein paar tolle Ideen ein, die ich in diesem Sommer gerne ausprobieren möchte und die in unserem Alltag sonst auch schon viel zu kurz kommen:

  • Eis essen gehen
  • ins Schwimmbad gehen
  • ein Picknick an einem tollen Spielplatz ganz in der Nähe
  • ein Besuch bei den Pferden einer lieben Bekannten
  • ein Spaziergang durch den wunderschönen Schlossgarten
  • eine kleine Wanderung in der hessischen Rhön
  • eine Radtour – vielleicht auch mal durch den schönen frischen Wald ganz in der Nähe
  • liebe Freunde einladen und gemeinsam grillen

All das sind wunderbare kleine Ausflüge, Dinge, die uns allen Freude bereiten. Dinge, bei denen wir auch die Gesamtsituation besser abschätzen oder unter Kontrolle halten können. Ja, ich freue mich auf diese kleinen Auszeiten. Sie sind mir mehr wert, als ein „großer“ Urlaub. Und wer weiß, was die Zukunft noch bringt…

In diesem Sinne wünsche ich Dir und Deiner Familie eine wunderschöne Sommerzeit und einen erholsamen Urlaub – ganz nach Eurem Geschmack!

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2 Kommentare für “Urlaub mal anders: Unser Familienurlaub mit einem „besonderen“ Kind.

  1. 🍀☀️🍀dann wünsche ich euch einen wunderschöne Zeit, viele nette Ausflüge, schöne Begegnungen für euren Fips und viel Sonnenschein, leckeres Eis und wenige Stresssituationen☀️🌈🎈liebe Grüße an euch, Bettina

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